Buch-Titel

Als ich kürzlich wieder durch verschiedene Buchhandlungen streifte und mich einfach nichts ansprang bekam ich schlechte Laune. Ich brauche immer potentiellen „Stoff“. Meine diversen Bücherstapel an Bett und Sofa dürfen einfach nicht schrumpfen, denn dann werde ich nervös. Der Gedanke aus Not auf die Stadtbibliothek, mit all den verschmuddelten abgegriffenen und „entweihten“ Büchern ausweichen zu müssen gruselt mich. Ich kann nur frisch aus der Druckerpresse lesen, – leider.

Das Gefühl, ein neues Buch zum ersten Mal in den Händen zu halten, es zu drehen und zu wenden, die Folie mit dem Fingernagel aufzuritzen und die erste Zufallsseite aufzuschlagen ist einfach unbeschreiblich.

Apple reizt den Einfluss der Haptik auf unsere Psyche voll aus, indem das Handy ständig irgendwelche stummen Grunzer von sich gibt, aber das ist nichts im Vergleich zu einem Buch.

Dem Einfluss der Buchtitel auf unser Kaufverhalten nachzugehen, wäre bestimmt spannend, sicher gibt es auch dazu schon irgendeine Masterarbeit. Für mich spielt das ganz bestimmt eine Rolle, denn einem Buch, auf dem steht: „Was dir fehlt“ von Sigrid Nunez kann ich offensichtlich nicht widerstehen, besonders wenn noch ein paar schmeichlerische Pressestimmen darauf abgedruckt sind – irgendetwas fehlt einem ja immer. Entsprechend gross war die Enttäuschung.

„60 Kilo Sonnenschein“ von Hallgrímur Helgason dagegen klingt so banal, dass ich mich schämte, so ein Buch in die Hand zu nehmen, dabei ist es ein hochgelobter schräger und humorvoller Roman über Islands Weg aus der Armut.

„Kalmann“ widerum scheint keinerlei Eindruck bei mir hinterlassen zu haben. Der Autor Joachim Schmidt ist mit seinem neuesten Buch (Tell) gerade der Liebling der Schweizer Buchszene, was ich ihm gönne. Kalmann habe ich auf meine Wunschliste gesetzt ohne mich zu erinnern, dass es bereits gelesen im Regal steht.

Ein anderes Buch, das schon lange auf meiner Liste steht ist von Natascha Wodin, die ich gerne lese. Der Titel macht mir allerdings Bauchschmerzen: „Sie kam aus Mariupol“. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die von den Nazis verschleppt und zur Zwangsarbeit in Deutschland gezwungen wurde.

Dass dieser Buchtitel einmal für ein weiteres unbeschreibliches Grauen in der Weltpolitik stehen sollte, ist nicht zu fassen.

Bildnachweis: Pixabay am 12.September 2014 hochgeladen von Hermann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Der Zeitraum für die reCAPTCHA-Überprüfung ist abgelaufen. Bitte laden Sie die Seite neu.