Lockdown, Shutdown, Beschränkungen, Verschärfungen, Maskenpflicht und Verimpfung – unser Wortschatz hat sich innerhalb eines Jahres völlig verändert. Der Austausch untereinander ist verbal beschränkter geworden, eindimensional und engstirnig. Wie unser Leben.
Alles dreht sich mit und um Corona. Unser Denken, unsere Wahrnehmung, unser Verhalten und unsere Handlungen.
Den Menschen gehen so langsam die Beschäftigungsmöglichkeiten aus. Egal ob jung oder alt. Besonders in Deutschland mit seinen teilweise lebensfernen Bestimmungen ist es für Eltern mit Kindergartenkindern nicht möglich, diesen etwas Abwechslung zu garantieren. Nur eine Person aus einem fremden Haushalt darf kommen, Kinder werden mitgerechnet. Wie soll ein dreijähriges Kind alleine zum Spielen kommen? In teilweise beengten Wohnungen hängen dann Väter im Homeoffice und überforderte Mütter mit nörgelnden Kindern aufeinander und versuchen irgendwie den Tag zu überstehen.
Die älteren Menschen dagegen kämpfen gegen die Einsamkeit, ob zuhause oder im Altersheim. Die Rollator-Runde durchs Quartier ist schnell gemacht. Bei gutem Wetter sitzen sie dann schön eingemummelt auf den Balkonen und starren ins Leere, bei schlechtem Wetter sehe ich im Vorbeigehen schon am Morgen den Fernseher flimmern.
Auch mir gehen die Ideen aus. Bücher geben momentan nichts mehr her, ich habe sozusagen „ausgelesen“. Die Wege über den Hausberg öden mich inzwischen an. Innerlich befinde ich mich in Warteposition. Eine Haltung, die mir in normalen Zeiten völlig gegen den Strich geht. Was macht man mit dieser „verlorenen Zeit“?
Lebenszeit kann man ja nicht nachholen oder nachleben. Aber die Vorstellung, diese verlorene Zeit einfach hinterher dranzuhängen amüsiert mich und macht gleich wieder gute Laune.