Gestern wurde mir die 2. Dosis dieses Wundermittels aus meiner alten Heimat reingehauen. Und ja, es hat weh getan.
Kaum hatte ich diese Aktion hinter mir, da verkündete der Bundesrat, dass wir ab Montag weitgehend unser altes Leben zurück bekommen. Jipi, wir dürfen wieder ins Restaurant und müssen nicht mehr draussen frieren. Kino, Konzerte, Theater – alles ist möglich! Zwar mit Einschränkungen, aber 300 Leute an einer Veranstaltung im Freien ist doch schon mal ein Anfang.
Und das Beste liegt schon hinter mir: ich war am Meer! Bella Italia hat es möglich gemacht. Kaum zu fassen, was die beiden vergangenen Wochen alles bereit hielten. Genau das braucht mein Hirn – Impulse! Aufregungen, Überraschungen. Da spürt man Leben in den laschen Nervenleitungsbahnen, das Hirn wirbelt und schaltet von Starre auf Start. Die Freundlichkeit der Italiener hat mich fast umgehauen. So kennt man sie gar nicht. Meist umweht die Kellner ein Hauch von Arroganz, wenn sie daher gelaufenen Touristen die Speisekarte erläutern, aber dieses Mal machten sie es mit einem echten Strahlen und einer Spur Dankbarkeit, nein nicht mir gegenüber, sondern dem Leben.
Mein monatelanges Dahindümpeln scheint besiegt, aber es ist ganz und gar nicht mein Verdienst. Die Umstände, wie man so lapidar sagt. Aber kann es sein, dass ich mich über Monate zu einer Gefangenen der äusseren Umstände machen liess? Fast willenlos?
Und schon sind wir wieder bei der alten Frage: gibt es einen freien Willen? Aber worüber Philosophen und neuerdings auch Hirnforscher bisher nicht einig werden konnten, wage ich nicht zu beurteilen. Ich spüre nur eine deutliche Veränderung und das reicht mir. Hoffentlich, denn ich will nicht gierig werden.