Buchmesse

Die Buchmesse steht vor der Tür und seit langem überkommt mich mal wieder die Sehnsucht nach diesem besonderen Ort, an dem ich mich in früheren Zeiten so gerne inspirieren liess.

Über den Messehallen lag immer eine gewisse Hektik und Unruhe. Nie wusste man, wer einem wo überrraschend begegnete und welche Gespräche mit welchem Agenten einen anregten oder sogar veranlassten leichtsinnig Neuerscheinungen einzukaufen. Diese speziell geladene Atmosphäre, eine Mischung aus interessanten Begegnungen, Insiderveranstaltungen und Kulturevents, liessen mich manches Mal in eine Art Rauschzustand abdriften. Man fühlte sich irgendwie besonders – dazugehörig inmitten der Autoren und Verleger oder sonstigen „wichtigen“ Leute.

Plötzlich bedauerte man alle, die vom *wahren* Literaturbetrieb eigentlich keine Ahnung hatten… Stolz schleppte man seine ergatterten Leseexemplare von (angeblich) bedeutenden Neuerscheinungen nach Hause und schwelgte noch tagelang in Erinnerungen an Episoden am Rande irgendwelcher Sektempfänge, war geschmeichelt eine persönliche Einladung ergattert zu haben.

Ich gebe zu, ich las so manch langweilige Neuerscheinung nur weil die Buchpräsentation in einer tollen Atmosphäre stattgefunden hatte. Ein paar flüchtige Worte mit dem Autor – Wow!

Noch immer verfolge ich mit grossem Interesse all das Geschehen rund um diese einzigartige Messe, vor allem lese ich mich gierig durch all die Literatur-Sonderbeilagen in den angesagten Tages- und Wochenzeitungen. Über das diesjährige Gastland – Norwegen – freue ich mich besonders.

Laut „Spiegel“ werden die eingeladenen Autoren mit einem Sonderzug, dem Dichterzug und begleitet von ihrer Prinzessin in Frankfurt eintreffen. Die PR-Maschinerie läuft auf Hochtouren. Aber all die kreativen Köpfe aus diesem Land haben es verdient entdeckt zu werden. Okay, bis auf Ove Knausgard vielleicht, auf den ich gut verzichten kann.

Aber das ist ein höchst persönliches Empfinden. Für jeden gibt es Autoren auf die er verzichten kann, nicht nur aus dem norwegischen Umfeld.

Ich habe mich gerade durch einen 600-Seiten-Wälzer (Die Tüchtigen) gequält, der durch seine Aufmachung und Kurzbeschreibung recht ansprechend daher kommt, zumal er auch aus einem Verlag stammt, der in früheren Zeiten ein Garant für Qualität war. Leider entpuppte sich diese Wahl als völliger Fehlgriff: geistlos, langweilig und öde.

Andererseits: wenn mir alles gefallen würde, hätte ich ja keinen Grund zu meckern und mir ging der Schreibstoff aus.

Wäre doch schade – oder?