Flirrender Sommer

Die vergangenen Wochen habe ich gefühlt in einem Dauer-Rausch verbracht. Die Hitze, die langen hellen Abende und diese ungebrochende Partylaune der Menschen versetzten mich in einen emotionalen Ausnahmezustand. Ständig gab es einen Anlass zum Feiern: Hochzeiten, Geburtstage, Jubiläen, Abschlüsse, Familientreffen, Stadtfeste – und es geht weiter.

Es existieren keine fixen Wochentage mehr für mich, keine Struktur weist mir meine Schranken. Nur Ausnahmesituationen. Und sie reihen sich nahtlos aneinander.

Was mich bisher über Wochen glücklich und zufrieden machte, droht aber nun zu kippen. Plötzlich meldet sich mein schlechtes Gewissen mit alten Binsenweisheiten wie „Übermut tut selten gut“ und ich frage mich, ob dieser Erlebnishunger ein klares Anzeichen für einen bevorstehenden Crash ist. Bricht die Welt wie wir sie bisher kannten und erleben durften auseinander?

Gerne werden ja Vergleiche zu den Zwanziger Jahren des letzten Jahrtausends bemüht. Das ausgelassene Nachtleben Berlins bevor es zum „Black Friday“ an der Börse kam und die Welt in eine verheerende Wirtschaftskrise schlitterte. Ganz zu Schweigen davon, was damals auf politischer Ebene passierte. Diktatoren wurde der Weg geebnet.

Natürlich weise ich all das von mir und argumetiere mit einem starken Nachholbedürfnis wegen Corona. Aber der anhaltende Krieg in der Ukraine, die steigenden Temperaturen, der Wassermangel, die drohende Energieknappheit und vieles mehr sprechen eine andere Sprache.

Sind das nun die Hirngespinste einer alternden Frau? Wieviel Leichtigkeit ist erlaubt, wenn drumherum alles in die Brüche geht?

Wie sehen eure moralischen Schwellen aus?

Bildnachweis: Pixabay hochgeladen von Geralt