Nachrichten kann ich mittlerweile nur noch wohl dosiert ertragen. Die ständige Überflutung mit Meldungen aus Kriegsgebieten, der dort herrschenden Gewalt, deren Brutalität wir hilflos ausgeliefert sind oder die zunehmende Häufung von Naturkatastrophen, vor denen kein Land mehr verschont bleibt, beelenden mich.

Dazu der allgemeine Rechtsruck in vielen Ländern. Laut einer Bertelsmann-Studie aus diesem Jahr gibt es weltweit mittlerweile mehr Autokratien als Demokratien. Ungarn mit Orban ist auf dem besten Weg dahin und dies als Mitglied der EU. Still und heimlich schafft er durchlässigere Grenzen Richtung Osten und lässt Russen und Belarussen in den Schengen-Raum.

Dabei ist die Gefahr für Anschläge mit islamistisch motiviertem Hintergrund in Deutschland gerade steigend, wie das dortige BKA mitteilt.

Das alles löst Beklemmungen aus und lässt Menschen meiner Altersgruppe gerne von „Früher“ träumen. Bei genauem Hinsehen stellt man aber fest, dass früher gar nichts besser war.

Der Vietnamkrieg begann schon in meinem Geburtsjahr (1955) und dauerte bis zu meinem Abitur. Für die 68er – Bewegung oder auch Studentenbewegung genannt war ich zu jung, aber auch sie war geprägt von gewaltätigen Ausschreitungen. An den Krieg auf den Golan-Höhen von 1973 kann ich mich noch vage erinnern, Israel hatte sie 1967 besetzt und später annektiert, obwohl sie Teil Syriens waren. Und bis 1975 herrschte in vom Overtourism geplagten Spanien unter Franco eine gnadenlose Diktatur. Unser heissgeliebtes Griechenland war bis 1974 unter Militärdiktatur. Ich war völlig bewegt, als ich 1975 das erste Mal dorthin reisen konnte.

All das fand in diesem oft verherrlichten „Früher“ statt.

Kurz vor meiner ersten Schwangerschaft kam es dann auch noch zum nuklearen Super-Gau in Tschernobyl. Beeren und Pilze aus Polen sollte man dringend meiden. Ich esse sie auch heute nicht.

Trotz all der schrecklichen Ereignisse haben wir einfach mit unserem „Leben“ angefangen: Studium, Beruf, Familiengründung. Nun sitzen wir auf unserem Altenteil und fragen uns – was wird aus unseren Enkeln?

Die Enkel von damals gründen gerade ihre eigenen Familien…

Bildnachweis: Pixabay hochgeladen von hbieser am 29.Oktober 2019