Man sieht sie immer häufiger, diese abgezehrten ausgemerkelten Frauen, eifrig darauf bedacht, eine *gute* Figur zu machen. Mit allem, was dazu gehört – angeblich:
der Körper sehnig, durchtrainiert und furchterregend knochig. Spindeldünne Beinchen, die unter einem Mädchenröckchen mit verspieltem Muster hervorschauen.
Kaum noch eine Brust, alles wirkt irgendwie ausgezehrt. Im faltigen Gesicht ein verkrampftes Dauerlächeln, die einst blonden Haare noch immer lang und kunstvoll drapiert.
Alles soll irgendwie beiläufig und ganz selbstverständlich aussehen. Ist es aber nicht.
Es bedeutet harte Arbeit sich diesen Körper so zu erhalten, quasi gegen den natürlichen Alterungsprozess anzukämpfen: Intervallfasten, Power-Yoga, Zumba, Laufen, Biken und noch vieles mehr muss mit strengem Engagement betrieben werden. Dann endlich darf man auf all den Kultur-Events zur Geltung bringen, wofür man sich so abgerackert hat: Stylen fürs Kunsthaus, die Vernissage oder das Konzert. Hauptsache die Performance stimmt.
Die Zahl dieser Frauen nimmt zu, das hat zuletzt eine Studie belegt (Magersucht im Alter).
Es handelt sich um Frauen, die ihr Älterwerden nicht annehmen können. Nicht glauben können, dass nun Jüngere im Mittelpunkt stehen. Sie teilen sich die Kleider mit ihren Töchtern und sind stolz darauf. Aber worauf eigentlich?
Früher konnte ich dem Spruch: „hinten Lyceum, vorne Museum“ nichts abgewinnen. Ich fand ihn boshaft, ja, er hatte etwas frauenfeindliches für mich. Merken diese Frauen eigentlich, wie sehr sie sich selbst zum Feind haben?