Ratlosigkeit

Seit Tagen schleiche ich zwischen Küche, Arbeits- und Wohnzimmer herum.

Starre ratlos aufs Handy, starte den PC, um dann zu schauen, ob das IPad was zu bieten hat.

Dazwischen Lektüre zweier sehr unterschiedlicher Bücher: „Kudos“ von Rachel Cusk und „das Feld“ von Robert Seethaler.

Und all diese Nachrichten! Rechtsruck in Brasilien, die schier unendliche Geschichte des Brexit, diese handlungsunfähige Grosse Koalition in Deutschland, Journalistenmorde, Unwetter auf Urlaubsinseln, dazwischen immer mal wieder Syrien – aber wer hört da eigentlich noch hin? – und dann öffnete die Buchmesse zum 70. Mal ihre Tore. Aber auch da Machtkämpfe in einem grossen Verlagshaus (Rowohlt).

Mein schlechtes Gewissen ist riesig. Ich engagiere mich für oder gegen rein gar nichts. Ignoriere sogar die Bettelbriefe diverser Hilfsorganisationen.

Noch nicht mal Nestlé lässt ein klein wenig meinen Kampfgeist zum Leben erwachen. Dabei echauffiere ich mich ständig über diesen schweizerischen Vorzeigekonzern, der überall auf der Welt Wasser abschöpft, sei es im dürregeplagten Kalifornien, im französischen Vittel oder in Nigeria und der dieses kostbare Allgemeingut dann gerne teuer an die einheimische Bevölkerung verkauft.

Nein, jeder Gedanke dreht sich gerade um meine kleine Welt. Die Energie ist weg, ist plötzlich verschwunden. Ich beneide alle, die gezwungen sind zur Arbeit zu gehen. Sich an Zwänge zu halten erscheint mir plötzlich erstrebenswert.

Ich kann alles tun, mir steht alles offen, ein Szenario, das mir während meiner Berufstätigkeit manchmal einfach wunderbar erschien – stattdessen sitze ich auf dem Sofa, nicht in der Lage auch nur eine kreative Idee zu entwickeln…

In ein paar Tagen werde ich erstaunt und verwundert auf diese seltsam verstörenden Tage zurückblicken, mich fragen, wie ich mich jemals so fühlen konnte, so absolut rausgefallen aus strukturierten Abläufen und meinem sozialen Netz.

Kennt Ihr das auch, dieses eigenartige Gefühl?

Dann schreibt und erzählt, was Ihr dagegen tut!

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