Kontaktpflege im Alter

Es gibt Themen, die hatte ich vor ein paar Monaten noch gar nie auf meinem Radar, waren also bis anhin inexistent. Wieso hätte ich auch einen Gedanken an die Kontaktgestaltung mit Freunden verschwenden sollen?

Ich habe einfach und zu jeder Zeit getroffen, wen ich treffen wollte. Es war und ist bereichernd, einen intensiven Austausch mit Freundinnen zu haben. Deren Männer waren zwar immer irgendwie „vorhanden“, aber eher mal Thema unserer Gespräche – mehr nicht. Dass sie nun plötzlich nicht mehr nur bei gelegentlichen Einladungen dabei sind, sondern Teil unserer Beziehung werden, darüber hatten wir uns keine Gedanken gemacht.

Nun sind aber auch sie pensioniert… Verabreden? Allein das stellt uns schon vor Probleme. Da fallen Sätze wie: „ich muss erst mal klären, was XY vorhat, damit er sich nicht ausgeschlossen fühlt“.

Wie bitte? Haben sich jemals unsere Männer Gedanken darum gemacht, wie wir unsere Zeit verbracht haben? Ob wir uns ausgeschlossen gefühlt haben, wenn sie abends noch schnell eine Runde Velo fahren waren oder Kollegen getroffen haben? Wenn sie zu Tagungen oder Weiterbildungen mussten? Wenn sie keine Zeit für irgendetwas hatten, weil ja immer alles so wichtig war? Kaum ist ihnen ihre Wichtigkeit abhanden gekommen sorgen sich die Frauen um die Psyche ihrer Männer.

Vorschläge wie: „wir können ja auch zu viert was unternehmen“ werden in die Runde geworfen und durchaus umgesetzt. Mit dem Ergebnis, dass die Frauen fröhlich schwatzend vorne weg laufen. Mit grossem Abstand folgen dann schweigende Männer.

Sieht so die Sozialkompetenz unserer ehemals unabkömmlichen Partner aus? Aber vielleicht erklärt sich mir plötzlich auf diese Weise das eigenartige Phänomen des ständigen Händchenhaltens älterer Paare:

Die Männer sind mit ihrer Pensionierung anscheinend orientierungslos geworden.