Heute klingelte das Telefon, eine Institution aus meiner ehemaligen Arbeitswelt meldete sich.
Meine Privatnummer war dort hinterlegt. Ein Irrtum.
Aber zack – da war sie wieder: die Welt, zu der ich einmal gehörte und die ich glaubte, zurückgelassen zu haben.
Sofort nahm ich Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern auf, stellte Fragen, wollte wissen, was da los sei…
Zögerliche Antworten, Ausreden, plötzliche Amnesie sogar bei Personen, die sich die Zeit mit dem Ausspähen ihrer Kollegen vertreiben.
Dann der kurze Schmerz und die Erkenntnis: du gehörst nicht mehr dazu!
Du hast zwar die Basis geschaffen, weswegen diese Leute überhaupt einen Arbeitsplatz haben, aber du bist raus…
Du hast keine Bedeutung mehr, noch nicht mal soviel, dass du erfährst, wer deine Abteilung übernommen hat.
Bedeutung, Wert, Selbstwert das gehört irgendwie zusammen.
Was hat jetzt Bedeutung?
Früher war das klar: ein Treffen mit der Führungsspitze.
Das gab Wert, Aufwertung – es schmeichelte.
Wer, was „schmeichelt“ uns jetzt durch den Alltag?
Die orientierungslose alte Dame an der Bushaltestelle? Natürlich helfen wir gerne…
Die schnippische Kassiererin? Natürlich bieten wir Paroli…
Was tröstet uns jetzt?
Das frisch ausgehobene Grab neben der Kirche?
Dieser Anblick relativiert vieles – immerhin wir leben noch…
„Orientierung nach unten“, will heissen, Vergleiche mit weitaus negativeren Umständen helfen kurzfristig immer. Aber wie erfolgt eine wirkliche und bleibende Um-Bewertung?
Was ersetzt den Wert, den man aus der Arbeitswelt bezieht oder bezog.
Woher kommt er? Ist er tragend?
Woraus bezieht Ihr Euren „Eigenwert“? Was hilft, wenn er plötzlich verschwindet?