Zur Zeit komme ich nicht in die Pötte, wie man so schön sagt. Mein Kopf hüpft von Gedanke zu Gedanke, von Idee zu Idee, aber nichts setzt sich fest. Der Spaziergang kann warten, das Fensterputzen auch, im Kino läuft nichts und die Freunde sind verreist. Es ist noch Osterzeit und alle drängt es in die Ferne, möglichst weit weg vom Alltag.
Ich, die in der Vorstellung anderer ja immer Ferien habe, versuche mein Lebensumfeld mit den Augen der Touristen zu sehen, die viel Geld dafür ausgeben, um das zu geniessen, was ich hier täglich vorfinde. Ich kann gar nicht aufzählen, was es an Zerstreuungsmöglichkeiten in dieser Stadt alles gibt und trotzdem greifen sie manchmal nicht.
Da nervt die überfüllte Seepromenade, das lange Anstehen beim Bäcker und die Schlange am Bahnhofsschalter. Die stauverursachenden dauerzirkulierenden Touristenbusse, die desorientierten lahmen Reisegruppen am Zebrastreifen und die ausgebuchten Schiffe auf dem See lösen dann ein nie geahntes Aggressionspotential in mir aus, ganz abgesehen von den Müllbergen, die nach einem prächtigen Tag zurück bleiben…
Ich fühle mich an solchen Tagen unleidlich, wenn mir diese Traumdestination so gar nichts geben kann. Dann überkommt mich das Fernweh, möchte nur noch weg, um an einem anderen Ort genau das zu machen, was mich hier so an Touristen stört: durch fremde Städte schlendern, den Blick auf das Unbekannte schweifen lassen und all die Köstlichkeiten ausprobieren, die im Reiseführer beschrieben sind.
Overtourism nennt man das, was viele Städte erleben. Und ich bin Teil davon.
Warum nur drängt es auch mich immer wieder weit weg von hier?