Selfcare

Gerade war ich in meinem wöchentlichen Feldenkrais-Kurs. Es ging um das Thema „bei sich selbst bleiben“ in dieser schwierigen Zeit, also nicht vor lauter (Mit-)Leid handlungsunfähig zu werden, ein Aspekt, den ich sehr hilfreich finde. Dadurch erinnerte ich mich plötzlich wieder an einen Artikel aus der Corona-Zeit, den die Autorin sehr treffend „Ich bin der Nabel der Welt“ titulierte.

Martina Läubli schrieb damals in der NZZ am Sonntag über ihren Online-Yoga-Kurs, an dessen Ende sie sich vor sich selbst verneigen sollte. Das irritierte sie. Vor sich selbst verneigen – wie soll das gehen? Sie erwähnt den Begriff „sweet selfcare“. Ein Hashtag auf Instagram mit über 58 Millionen Einträgen, der sich ausschliesslich mit dem eigenen Selbst beschäftigt, das Selbst als Ideologie sozusagen.

Ihre Gedanken tragen sie zum Beginn der Pandemie und dem Rückzug ins Private, der uns – wie wir uns vielleicht noch alle erinnern – ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Aber für manche war das auch *die* Gelegenheit endlich das eigene Ich zu „performen“, sich unheimlich wichtig zu nehmen und auf allen Kanälen und Plattformen ständige Befindlichkeits-Statements zu posten.

Von einer ehrlichen Auseinandersetzung mit sich selbst ist das weit entfernt. Im Gegenteil, es fehlt das Regulierende des realen Aussens, der Bezug zu anderen Menschen und deren Blick auf uns.

Letztendlich braucht es manchmal einen Satz wie „hast du noch alle Tassen im Schrank“, um uns wieder in die Realität zurückzuholen. Es gibt weitaus mehr als nur uns selbst. Das erfahren wir gerade jetzt plötzlich sehr brutal. Wie schaffen wir die Balance in dieser Situation? Zwischen unserem Alltag und dem nahen Krieg?

Wie geht ihr damit um?

Bildnachweis: Pixabay am 20.01.2020 hochgeladen von tinytribes

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